top of page

Rezension: Zanoni

Ein düsteres Märchen zu Zeiten der französischen Revolution.


Kurzmeinung: Wer sich durch die Wortwahl kämpft wird mit einer liebevollen Geschichte über das menschliche Streben nach Sinn belohnt, die tiefgreifend, berührend und inspirierend zugleich ist.


Inhalt: Neapel zur Zeit der französischen Revolution. Die aus einer einfachen Familie stammende Viola hat ihr Debüt als Sängerin auf der großen Opernbühne dieser kunstverliebten Stadt und wird über Nacht zu einem Star. Neben weiteren Verehrern erregt sie die Aufmerksamkeit eines geheimnisvollen Mannes, der sich ihr als Zanoni vorstellt. Zanoni ist kein gewöhnlicher Mann, er ist einer der beiden letzten Menschen, die durch Erkenntnis vor vielen Jahrhunderten zur Unsterblichkeit gelangt sind. Neben seiner Unsterblichkeit kann er in die Zukunft blicken und Menschen in ihren Handlungen beeinflussen. Zunächst ohne ihr Wissen versucht der geheimnisvolle Zanoni jeden Schaden von der jungen Frau abzuwenden, bis er sich aktiv einschalten muss. Mit seiner Zuneigung zu Viola und seinen Eingriffen in die Angelegenheiten ihrer Mitmenschen verändert er das Schicksal der Beteiligten und führt am Ende beinahe alle in den Abgrund.

Stil: Edward Bulwer-Lytton schwankt bei Zanoni zwischen blumig-romantischen Beschreibungen der Gefühlsregungen und Neigungen seiner Charaktere und einer nüchternen Erzählung von ablaufenden Situationen. Während die ersteren Passagen auch aufgrund der typischen Wortwahl des 18. Jahrhunderts nicht immer einfach zu verstehen sind und recht mühsam werden können, so sind die Bilder, die er in seinen Situationsbeschreibungen zeichnet ungleich intensiv und eindrucksvoll. Er zeichnet Bilder, die für seine Zeit eine Ausnahme darstellen und an modern inszenierte märchenhafte Filme erinnern.


Aufbau: Das Buch besteht aus knapp 400 Seiten und ist unterteilt in sieben Abschnitte. Jeder der Abschnitte besitzt zwischen fünf und fünfzehn Kapitel, die jeweils mit einem Zitat aus einem anderen literarischen Werk eingeleitet werden. Hierbei verwendet Bulwer-Lytton Zitate in französisch, englisch, deutsch, italienisch und Latein. Es besteht kein Zweifel daran, dass er für seine Zeit ein sehr gebildeter Mensch gewesen ist, das wird auch anhand der zahlreichen Fußnoten und verweise auf andere Werke innerhalb der Geschichte deutlich. Jeder der sieben Abschnitte ist einem bestimmten Fokus gewidmet, was Bulwer-Lytton auch durchaus gelungen ist, allerdings gibt es einige Kapitel, die unnötige Länge in die Geschichte bringen und dadurch den Lesefluss stören. Über das gesamte Werk hinweg gibt der Autor auch seine Meinung über die Französische Revolution und der Herrschaft von Maximilien de Robespierre wider und ein wenig historische Vorkenntnis kann insbesondere im letzten Abschnitt des Buches sehr hilfreich sein.


Meinung: Zanoni ist eine Geschichte, in der sehr viel Potenzial schlummert. Leider wurde nur ein Teil davon wirklich ausgenutzt, sodass dieses Werk nur eingeschränkt zu empfehlen ist. Leider wirkt die Geschichte manchmal unrund und an einigen Stellen fast unfertig. Aber sie ist empfehlenswert für jeden, der sich ein fantastisches Werk aus dieser Zeit interessiert oder für all jene, die Interesse an dem Thema Spiritualität haben. Das Werk wird in der allgemeinen Kritik nicht umsonst als spiritueller Entwicklungsroman bezeichnet, wobei ich diese Beschreibung als etwas unsexy empfinde ;) Ich habe eine kostenlose Ebook-Ausgabe gelesen, die auf Abschrift des Original-Manuskriptes beruht, aber mittlerweile gibt es auch schon überarbeitete Fassungen, die sogar in deutscher Sprache erschienen sind. Ihr findet die deutsche Ausgabe hier. Die englische gibt’s unter diesem Link. Zum sprachlichen Stil dieser Ausgaben kann ich leider nichts sagen.



Fazit: 3/5 Sterne

13 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page